Tübingen geht nachhaltige Wege

Damit sie auch für nachfolgende Generationen lebenswert bleibt, hat die Universitätsstadt Tübingen vielseitige Projekte zum Klima- und Umweltschutz ins Leben gerufen.

Panoramablick auf die Stadt Tübingen mit der Stiftskirche und dem Schloss Hohentübingen im Hintergrund.

Klimaneutralität bis 2030

Im Juli 2019 beschloss der Tübinger Gemeinderat ein Klimaschutzprogramm mit klarem Ziel: Die Universitätsstadt soll bis zum Jahr 2030 in Bezug auf energiebedingte CO2-Emissionen klimaneutral sein. Im Zuge dieser Kampagne stellt die Stadtverwaltung einen strategischen Ansatz und einen Entwurf für ein Klimaschutzprogramm vor – erarbeitet unter anderem von Unternehmen, Vereinen, Einrichtungen, Bürgerschaft und Gemeinderat. Seit November 2020 liegt das abgestimmte Arbeitsprogramm für die Verwaltung und deren Tochtergesellschaften vor. Dabei konzentriert sich das Klimaschutzprogramm 2020-2030 auf die Themen Wärme, Strom und Mobilität. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel, Flutlichtanlagen auf LED-Technik umzustellen, die gesamte Busflotte des TüBus (Stadtwerke Tübingen) mit rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen auszustatten und den Grundtakt im ÖPNV in den Abendstunden (montags bis freitags) und am Samstag zu erhöhen. Alle Maßnahmen zum Nachlesen gibt es hier.

Tübingen macht blau

Die städtische Klimaschutzkampagne „Tübingen macht blau“ ist in der Universitätsstadt in aller Munde. Ins Leben gerufen von Oberbürgermeister Boris Palmer im Frühjahr 2008, soll sie Tübinger und Tübingerinnen zum bewussten Umgang mit Ressourcen motivieren. Das kann der Kauf von lokalem Obst und Gemüse, der Verzicht auf Fernreisen, der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder die energetische Sanierung von Haus und Wohnung sein. Die Kampagne kommt an: Immer mehr Menschen teilen ihr Auto oder sanieren ihre Wohnungen, und die CO2-Emissionen pro Kopf sind seit 2006 um 30 Prozent gesunken. „Tübingen macht blau“ hat inzwischen auch zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Climate Star 2018 und den European Energy Award in Gold in den Jahren 2019 und 2022.

Förderprogramm für Fernwärme

Auch beim Thema Wärmeversorgung möchte die Universitätsstadt Tübingen mit nachhaltigem Beispiel vorangehen. So produzieren die Stadtwerke Tübingen ihre Fernwärme besonders umweltbewusst. Moderne Anlagen verwerten die genutzten Brennstoffe effizient für die gemeinsame Erzeugung von Strom und Wärme (so genannte Kraft-Wärme-Kopplung). Im Rahmen der Förderung „Hausanschluss“ erhalten potenzielle Fernwärmekunden und Kundinnen, die ihr Gebäude erstmalig an das Versorgungsnetz anschließen, einen Zuschuss.  

Ebenso fortschrittlich ist die örtliche Energieversorgung mit Fotovoltaikanlagen. Im Rahmen von „Tübingen macht blau“ gibt es immer mehr Solarstromanlagen in der Stadt. So verrichteten im Januar 2022 bereits 1.487 Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von über 22.322 kW auf den Dächern Tübingens ihren Dienst. Mitte 2023 betrug die Leistung bereits deutlich mehr als 25.000 kW – Tendenz steigend!
Solarpanel auf einem Dach unter einem blauen Himmel mit Wolken.

Dank der Klimaschutzkampagne „Tübingen macht blau“ gibt es immer mehr Solarstromanlagen in der Stadt

Lieber Mehrweg statt Einweg

Die Universitätsstadt Tübingen ist Vorreiter in Sachen Verpackungssteuer. Einwegverpackungen sorgen für volle Mülleimer und unnötige Verschwendung von Ressourcen. Viele der benutzten Verpackungen lassen sich schlecht oder gar nicht wiederverwerten und enden daher in der Müllverbrennung. Allein die Universitätsstadt Tübingen gibt jährlich etwa 700.000 Euro für die Entsorgung von Einwegverpackungen von Speisen und Getränken aus öffentlichen Mülleimern aus. Deswegen hat die Universitätsstadt zum 1. Januar 2022 eine Verpackungssteuer eingeführt. Verkaufsstellen, die Speisen und Getränke zum Mitnehmen oder Sofort-Verzehr mit Einwegverpackungen oder -geschirr ausgeben, zahlen einen Steuerbetrag von 0,20 bis 0,50 Euro je Produkt.

Die Investition in Mehrwegbehältnisse lohnt sich doppelt: Zum einen für die Umwelt und zum anderen für teilnehmende gastronomische Betriebe: Entschließt sich ein Restaurant oder Café für ein Pfandsystem, kann es entsprechende Fördergelder beantragen – und je nach Maßnahme bis zu 100 Prozent der Kosten decken. Mittlerweile gibt es in Tübingen eine Vielzahl an Anbietern – hier gibt es einen Überblick.  
Zubereitung eines Kaffees in einem RECUP-Mehrwegbecher mit Latte-Art im Schaum.

In Tübingen gibt es zahlreiche Anbieter von Mehrwegbehältnissen

Menschen spazieren auf einem Weg entlang einer von grünen Platanen gesäumten Allee.
Zwei Menschen schieben Fahrräder durch eine enge Gasse in der Tübinger Altstadt.Hand, die einen Setzling hält, symbolisiert Nachhaltigkeit und Wachstum.Frau genießt eine Kürbissuppe aus einem RECUP-Mehrwegbecher während einer Mahlzeit im Freien.

Verschenken statt verschwenden

Wer kennt es nicht? Ein unliebsames Kleidungsstück verstaubt im Kleiderschrank, das Studium ist zu Ende, die Unibücher sind noch da, und der Akku vom Smartphone müsste getauscht werden, aber die Frage ist: wie? Viele Alltagsgegenstände, die nicht mehr gebraucht werden oder einen kleinen Defekt aufweisen, landen oftmals in der Mülltonne. Dieser Verschwendung von wertvollen Rohstoffen wirkt Tübingen mit einer Vielzahl an Möglichkeiten entgegen: Verschenken oder reparieren lautet die Devise.

Umsonstläden

In Tübingen gibt es zwei Umsonstläden: Ehrenamtliche nehmen ungenutzte Kleidung, Bücher, CDs, Geschirr und Spiele in gutem Zustand entgegen, die kostenlos mitgenommen in einem neuen Zuhause wieder Verwendung finden. Gespendete Lebensmittel stellt der Umsonstladen „Sonnenblume“ bereit. Im Rahmen der Gebrauchtwarenbörse der Abfallwirtschaftsbetriebe des Landkreises Tübingen können Alltagsdinge kostenlos und einfach über Inserate den Besitzer wechseln.
Menschen stöbern in einer großen Auswahl an Büchern beim Tübinger Bücherfest 2019.

In Umsonstläden oder über die Gebrauchtwarenbörse können Tübinger und Tübingerinnen ihre Alltagsgegenstände weitergeben

Reparatur-Café

Im Reparatur-Café im Werkstadthaus geben Ehrenamtliche Elektrogeräten, Kleidungsstücken, Computern und IT-Geräten mit Soft- oder Hardwarefehlern, Spielsachen und anderen Gebrauchsgegenständen ein zweites Leben. Die Hilfestellung erfolgt kostenfrei – wer möchte, kann den Ehrenamtlichen bei der Reparatur zur Hand gehen. Wenn die Instandsetzung etwas kniffliger ist, braucht es eine Fachfrau oder einen Fachmann. Der praktische Reparaturführer des Abfallwirtschaftsbetriebes umfasst 50 Firmen, die im Landkreis Tübingen Reparaturen anbieten und teilweise auch Geräte verleihen. Dort findet man auch Firmen für außergewöhnliche Reparaturen wie etwa von Orientteppichen, Korbmöbeln oder Golf-Caddys.
Nahaufnahme eines Mannes, der ein Fahrrad repariert, indem er den Schraubenschlüssel benutzt.

Reparieren statt wegwerfen – dabei unterstützen Reparatur-Cafés und der Reparaturführer

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